Auf den Hund gekommen

Jagd ohne Hund ist Schund, wer kennt das Sprichwort nicht?! Solche Sprichwörter haben sich nicht umsonst über Jahrzehnte gehalten, zu viel Wahrheit steckt drin.

Doch nicht jeder, der zur Jagd geht, kann sich einen Hund leisten. Leisten in Form von zeitlicher Kapazität, finanziellen Möglichkeiten oder räumlichen Gegebenheiten.

Und auch mir blieb dieses Glück erst einmal verwehrt. Denn momentan würde ich einem eigenen Jagdhund einfach nicht gerecht werden können.

Aber manchmal geht das Glück eben doch einen kleinen Umweg. Denn plötzlich gab es in meinem jungen Jungjägerleben doch noch Zuwachs. Zuwachs in Form eines kleinen, süüüüüüßen und sehr aufgeweckten Hannoverschen Schweißhunde Welpen.

 

Wie das?

Mein Patenonkel, passionierter Nachsucheführer, brauchte Nachwuchs. Also nicht er selbst, sondern seine Schweißhündin. Denn die ist nun schon neun Jahre alt und denkt langsam daran, etwas kürzer zu treten. Um irgendwann ihre Nachsuche-Karriere komplett zu beenden und ihr Rentendasein in Ruhe genießen zu können.

Vorher sollte aber ein neuer frischer Schweißhund von ihrem Wissen und Können profitieren. Und so kam es, dass es nicht nur Nachwuchs bei meinem Patenonkel gab, sondern auch im Hause „Miss Hunt“.

 

Denn während mein Patenonkel teilweise zeitlich sehr eingespannt ist, würde ich mich um den Kleinen kümmern.

Tja, und dann stand es auch schon an, das erste Date mit dem kleinen Welpen. Man war ich aufgeregt. Und wie es sich für ein erstes Date gehört, stand ich vor dem Kleiderschrank und überlegte ziemlich lange, was ich anziehen sollte – ungelogen! Das stimmt wirklich. Aber nicht so wie ihr denkt, eher, weil ich nicht wusste, welche Kleidung robust genug für so einen kleinen Racker ist. Das kleine Schwarze blieb am Ende also im Schrank und ich entschied mich für meine gut bewährte Jagdkleidung. Zum Glück!

 

Während ich mich also innerlich schon auf das erste Treffen vorbereitete, wurde der kleine Merlin vom Züchter abgeholt. Und dann war es endlich soweit. Ich war echt super nervös, schließlich hatte ich noch nie etwas mit einem Welpen zu tun. Klar, süß sind sie, aber wie geht man mit so einem Winzling überhaupt um. Wie hält man ihn auf dem Arm? Oder hält man ihn überhaupt auf dem Arm? Und hoffentlich mache ich nichts kaputt. Und kommt er mit der großen Schweißhündin klar? Antworten fand ich in meiner ersten Welpen-Intensiv-Woche.

 

Und da war er endlich, der Augenblick. Angesicht zu Angesicht. Mensch zu Hund. Und die erste Frage, ob und wie ich den Kleinen auf den Arm nehmen darf, war auch sogleich beantwortet. Denn mein Patenonkel drückte mir Merlin direkt in die Arme. Und spätestens da war es um mich geschehen. Das ist Liebe auf den ersten Blick. Hach, ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment denke. 

 

Aber das war erst der Start meiner Welpen-Intensiv-Woche. In dieser Woche lernte ich wohl genauso viel wie mein neuer Begleiter. Egal wohin des Weges, klein Merlin war immer dabei. Ja, selbst auf die Toilette habe ich den Kleinen mitgeschlört. Ich wollte ja nicht, dass er in der Zeit verloren ging. Zugegeben, das war dann doch ein wenig viel der Fürsorge. Aber als frisch gebackene Welpenmutter wollte ich einfach kein Risiko eingehen.

 

Es war eben alles neu. Fuhren wir zum kirren, schlief der Kleine meist sofort auf meinem Arm im Auto ein. Falls wir dann doch mal eine kurze Wachphase erwischten, preschte Merlin schnurstracks aus dem Auto Richtung Kirrung. Das Jagdblut floss also definitiv schon in seinen Adern. Zumindest dann, wenn er mal nicht am schlafen war. Denn das tat er wirklich fast rund um die Uhr. Und auch dann, wenn es zum Ansitz ging.

 

Auf gut Glück nahmen wir den Kleinen daher einfach mal mit. Und als wüsste er, was von ihm verlangt wird, war er in der Kanzel mucksmäuschenstill. Ok, oder er schlief wie immer. Auch dann, als ich die Kugel fliegen ließ, pennte der Kleine. Also nicht nur Jagdblut in den Adern, auch hinter die Schussfestigkeit konnten wir einen Haken machen.

 

Ja, so sind inzwischen einige Monate ins Land gezogen, in denen wir zusammen durch Dick und Dünn gegangen und einfach beste Freunde geworden sind.

 

Und nun komme ich zum Ende wieder mit einer kleinen Weisheit: dein Hund ist immer der Beste, Tollste, Schönste, Schnellste, Aufmerksamste… und du hast Recht damit. Denn dein Hund ist einzigartig.