Meine erste Büchse

Endlich war es soweit, es ging zum Büchsenmacher. Hier konnte ich endlich all die schönen Repetierer ausprobieren. Doch das perfekte Gefühl stellte sich nicht ein, nachdem ich alle meine toll recherchierten Büchsen in der Hand hatte. Es sollte schließlich nicht nur zu 90 Prozent, sondern zu 100 Prozent passen. Ließen sich die fehlenden zehn Prozent nicht doch noch finden?

 

Scheinbar machte ich so ein nachdenkliches Gesicht, dass der Verkäufer fix eine Sauer 404 Classic aus dem Regal holte. Auch die gibt es in der Damenversion, aber vor mir lag eine bereits modifizierte „normale“ Sauer 404. Hier war der Schaft bereits gekürzt. 

 

Klar hatte ich vorher auch schon von diesem Schätzchen gelesen, aber der Preis...Das war eigentlich nicht mein Budget. Das Teufelchen auf meiner linken und der blonde Engel auf meiner rechten Schulter diskutierten lautstark miteinander. Es nütze nichts, wenigstens einmal in die Hand nehmen. Kostet ja nichts. Und vielleicht harmonieren wir auch überhaupt nicht miteinander.

 

Und dann, Liebe mit der ersten Berührung. Das ist es! Hier wurde gerade das Dream-Team geboren. Auch die Stimmen auf meinen Schultern verstummten mit einem Mal. Denn hier hielt ich die fehlenden zehn Prozent in der Hand.

 

Die Büchse fand wie von selbst in den Anschlag. Die Proportionen passten einfach zu meinem Körper. Und als der Büchsenmacher dann noch die Fakten aufzählte: Die besondere Sicherheit durch das Handspannsystem war mir gleich sympathisch, die Trennung des Verriegelungskopfs von der Kammer ging mir flüssig von der Hand und die Universalmontage lässt das Zielfernrohr perfekt mit der Büchse verschmelzen.

 

Und dann die Flexibilität. Meine Hände sind ja nicht unbedingt die Größten. Aber alles kein Problem, denn den Züngel kann ich meinen Bedürfnissen anpassen. Acht Millimeter verstellbar. Ebenso der Abzug, ob beim Abzugsgewicht von 550 g, 750 g, 1000 g oder gar 1250 g Schluss ist, kann ich ganz leicht selbst bestimmen. Und verlasse ich doch mal mein heimisches Revier, kann ich durch einfaches austauschen des Verriegelungskopfes jedes Kaliber in ein und derselben Waffe führen.

 

Hach, ich könnte ewig so weitermachen. Meine Augen glänzen immer noch und ich habe eine Gänsehaut während ich am Schreiben bin.

 

Trotzdem: Als Alternative probierte ich dann noch die Blaser R8 aus. Auch ein wirklich toller Repetierer. Es waren kleine Nuancen, die den Unterschied für mich ausmachten. Meine Entscheidung stand. Es wird die Sauer 404 Classic mit einem wunderschönen Glas obendrauf.

 

Doch welches Glas genau? Ist die Optik doch mindestens genauso wichtig. Kann ich das Stück nicht richtig ansprechen, bringt mir auch die beste Waffe nichts.

Meine Wahl fiel schnell auf das Zeiss Victory HT M 3-12x56. Ein für mich perfektes Glas. Mit mehr als 95 Prozent Lichttransmission ermöglicht mir die Jagd bis tief in die Nacht. Hier muss ich mich nicht ärgern, dass ich doch noch 20 Minuten länger hätte sitzen können. Wie oft kam es schon vor, dass ich gerade abbaumen wollte und genau dann die Sauen kamen. Mit diesem Glas kann ich das Licht endlich in vollem Umfang nutzen.  

 

Ihr könnt es euch bestimmt vorstellen, dieses Kribbeln, das neue Schätzchen endlich ausprobieren zu wollen. Bald ist es endlich soweit und ich werde euch natürlich weiterhin von meinen Erfahrungen aus der Praxis berichten. Nun hoffe ich erst mal auf viel Waidmannsheil und guten Anblick!