
Ich möchte euch heute ein paar Zeilen über eine ganz besondere Prüfung schreiben:
Die Schweißhundeprüfung/Vorprüfung vom kleinen Merlin. Jetzt sollte der Vierbeiner beweisen, was er im letzten Jahr gelernt hat.
War ich bei meiner Jägerprüfung schon ultra nervös, hat sich trotz Baldrian und viel frischer Luft daran dieses Mal auch nichts geändert. Aber kneifen ist nicht, wäre viel zu peinlich. Also ging es im Hochsommer bei strömenden Regen und molligen 13 Grad zum Prüfungsort. Sieben angehende Schweißhundeexperten waren angemeldet. Potenziert man Merlin mit sieben, kann man sich ungefähr vorstellen, was hier jetzt abging. Remmidemmi pur. Aber doch irgendwie ganz harmonisch alles.
Um Punkt 14 Uhr fiel der Startschuss. Es wurde das Sozialverhalten gegenüber Menschen & Hunden, die Riemenführigkeit, die Zusammenarbeit des Hundeführers mit seinem Hund, die Vorsuche/Verweisen, das Verhalten an der Pendelsau sowie die Formbewertung geprüft. Ganz schön viel für einen Nachmittag.
Merlin, der ja gar nicht wusste, dass er gerade geprüft wird, war voll motiviert bis unter seine langen Schlappöhrchen. Wobei er sich wohl das ein oder andere Mal gedacht haben muss: „Hä, was soll dieser ganze Quatsch hier eigentlich?“.
Denn bei der Nachsuche folgt im realen Jägeralltag der Schweißhund schließlich keiner getretenen Fährte ohne Schweiß, sondern (wie es der Name schon sagt), einer Schweißfährte. Und am Ende pendelt die Sau auch nicht fröhlich an einem Seil durch den Wald, dann ist meist richtig Action angesagt. Aber was soll´s. Merlin hatte trotzdem seinen Spaß.
Am Ende des Tages sollte dann noch das Sozialverhalten geprüft werden. Schön und gut. Nur leider war uns das nicht wirklich bewusst. Daher saßen wir schon wieder im Auto gen Jagdhütte – freudig unserem Feierabend entgegen. Zumindest so lange, bis das Handy klingelte. Einer der Prüfer am Telefon so: „Ja wo sind Sie denn hin? Wir sind doch noch gar nicht fertig“. Ups, im Turbomodus also wieder zurück in den Wald. Unser Sozialverhalten war auf jeden Fall schon einmal durchgefallen. Jetzt konnte uns nur noch Merlin retten. Und er machte seine Sache prächtig.
Jetzt aber wirklich Feierabend.
Die Nacht war einigermaßen kurz, denn schon in aller Früh ging es zum zweiten Teil der Prüfung: Die Fährtenarbeit. Maximal zwölf Stunden durfte die getretene Fährte alt sein. Zwölf Stunden bei strömenden Regen, das wird schwer. Und dann auch noch dieses hoch gewachsene Heidelbeerkraut. Merlin hatte kaum die Chance, die Nase am Boden zu halten. Stattdessen hüpfte er die Fährte vielmehr entlang. Puh. Mir ging echt die Düse. Alles ziemlich ungewohnt, aber der Kleine wusste, was zu tun war und zeigte sich mal wieder von seiner Schokoladenseite.
Nun nur noch das Ablegen. 30 Minuten hieß es für die Hunde, an Ort und Stelle bleiben. Nach 20 Minuten wurde geschossen. Merlin schaute kurz hoch, zeigte sich ansonsten aber völlig unbeeindruckt. Tja, und während wir also alle munter weiter warteten, blickte uns vom Ende des Waldweges plötzlich ein völlig entspannter Bock an. Breit stand er dort auf maximal hundert Meter Entfernung. Hach, ein Bild für die Götter. Ein Jagdgenosse versuchte noch, dieses Prachtexemplar heran zu blatten: leider vergebens. Trotzdem: die 30 Minuten vergingen so doch noch wie im Flug.
Jetzt mussten wir nur noch auf die endgültigen Ergebnisse warten – eineinhalb Stunden. Aber dann war es soweit. Die erlösende Nachricht: wir hatten bestanden. Jetzt ist Merlin ein „echter“ Schweißhund und darf im Winter endlich zeigen, was er im letzten Jahr alles gelernt hat. Ich bin gespannt und freue mich auf eine aufregende Drückjagdsaison.