Eine Drückjagd gehört zur Jagd wie die Queen zu Großbritannien. Was aber ist eine Drückjagd genau? Obwohl wir während unseres Jagdscheins die verschiedenen Jagdarten simuliert haben, wollte ich mich vor dem Start meiner Ersten noch intensiver mit dem Ablauf einer Drückjagd beschäftigen.
Also wurden Bücher, Zeitschriften und das Internet nach passenden Informationen durchforstet. Und hier kommt auch direkt mein angelesenes Wissen: Eine Ansitzdrückjagd muss mehrere Voraussetzungen erfüllen. Der Wildbestand sollte angemessen hoch und eine Waldfläche von mindestens 500 Hektar vorhanden sein. Je nach Bedarf wird festgelegt, wie viele Schützen und Helfer benötigt werden. Am Jagdtag gehen dann wenige ortskundige Treiber mit ihren Hunden durch die zu bejagende Waldfläche und treiben das Wild ruhig aus ihren Einständen.
So viel zur nackten Theorie.
Und jetzt wurde es ernst. Freitag Nachmittag, schlag 16 Uhr ging es los. Fünf Stunden Fahrt ins Revier lagen vor mir. Fünf Stunden Zeit um die Gedanken schweifen zu lassen. Während andere Leute sich nun für die „Party ihres Lebens“ fertigmachen, bin ich also auf dem Weg in die Natur. Zweifel kommen auf. Verpasse ich etwas? Vielleicht. Aber es fühlt sich sehr gut an, statt in den nächsten Club in eine Hütte mitten in den Wald zu fahren.
Ohne Stau und voller Vorfreude erreichte ich also den Ort, der inzwischen zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Und wurde auch sofort von meinem Patenonkel und Lehrmeister in die Arme geschlossen. Okay, die Hunde waren mal wieder etwas schneller und begrüßten mich schon am Auto mit fröhlichem Gebell. Wir hatten uns viel zu lange nicht gesehen, hatten uns also noch viel mehr zu erzählen und plötzlich war es schon nach Mitternacht als es ins Bett ging. Die Nacht war dementsprechend kurz, um 6:30 Uhr klingelte der Wecker.
Nun also: Umziehen für die Jagd. Aber was genau ist die richtige Kleidung für frische vier Grad und strömenden Regen? Die Sprüche: „Du bist ja nicht aus Zucker“ oder „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falschen Klamotten“ schwirrten mir im Hinterkopf. Aha. Ist immer leichter gesagt als getan. Ich entschied mich nach reichlicher Überlegung für meine dicksten Kniestrümpfe, eine Thermounterhose, Winterjagdhose und Gummistiefel. Dazu ein Thermounterhemd und –langarmshirt, Funktionsjacke, Jagdjacke und Regenjacke. Für die Finger die passenden Handschuhe. On top der Jagdhut. Jetzt war mir wirklich warm, aber ob das auch so bleibt?
Punkt acht Uhr wurden alle Jagdgäste und –helfer vom Jagdherrn eingewiesen. Dann ging es zum zugewiesenen (offenen) Hochsitz. Um neun Uhr sollte das Treiben beginnen, wir hatten also noch genügend Zeit, um es uns richtig gemütlich zu machen. Das ist schon eine Kunst, wenn es in Strömen regnet. Aber mein Patenonkel beherrscht diese Kunst wie kein anderer. Wir packten also die Thermosflasche mit Kaffee, unsere Plätzchen, Nüsse und anderen Sünden aus. Bedeckten die Sitzbank mit einem gemütlichen Kissen, legten die Waffe an ihren Platz und kuschelten uns in zwei warme Lodenmäntel.
Kurz nach neun Uhr hörten wir es schon knallen. Ob es ein erfolgreicher Jagdtag werden würde, sollte uns aber erst die Strecke am Abend verraten. Wir plauschten also schön, tranken unseren Kaffee und genossen die Stille im Wald.
Langsam hörten wir neben dem Regenprasseln auch endlich das Gebell der Hunde. Und keine Minute später sahen wir sie auch. In ihrer Warn- und Schutzkleidung waren die kleinen Helfer gut zu erkennen und machten ordentlich Radau. Aber leider war uns an diesem Tag kein Waidmannsheil vergönnt. Wir sahen zwar eine hochflüchtige Ricke und auch einen Rothirschen, aber der Lauf blieb blank.
11:30 Uhr – das Signal „Hahn in Ruh“ gab uns den Wink zum Aufbrechen. Wir packten schnell alles zusammen. Denn während die Gäste von ihren Ständen abgeholt und zum Mittagessen gebracht wurden, begann für uns die (Schweiß-)Arbeit. Ab jetzt hieß es: Nachsuchen oder kontrollieren, wo es nötig ist. Am vereinbarten Sammelplatz warteten wir also auf die Infos der Absteller, welche Nachsuche oder Kontrolle an welchem Ort stattfinden sollte. Es gab einiges zu tun.
Die erste Kontrolle ging auf eine Sau mit Gebrechschuss…
...wie es weiter geht, könnt ihr in meinem nächsten Blogpost lesen!